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Um Spannung zu erzeugen, setzen TV-Serien auf heftige Beziehungs-Dramen. Das Problem: Fernsehserien beeinflussen das Streitverhalten von Paaren auf der Couch im Wohnzimmer – und zwar nachweisbar.
So ein typischer Beziehungsstreit, wie sieht der in einer Fernsehserie aus? Sagen wir, es geht um Eifersucht – setzen sich die Partner dann an den Küchentisch, und klären mit viel Einfühlungsvermögen und Achtung voreinander, was das Problem ist? Natürlich nicht. Das ist nämlich nicht aufregend und macht die Dramaturgie kaputt – weil es für den Zuschauer langweilig ist.
Also fliegen ordentlich die Fetzen, je nach Serie und Art der gezählten Konflikte zwischen einem und acht Mal pro Fernsehstunde. Die Krawallmacher sind dabei, wie eine Studie 2006 zeigen konnte, vor allem die weiblichen Serienhelden.
Weiblichen Serienhelden fangen oft Streit an
Sie fangen eher als die männlichen Charaktere mit der Streiterei an, beschuldigen ihren Partner häufiger schlimmer Dinge, und benutzen fiese Taktiken, um ihren Willen durch-zusetzen.
Sie werden bevormundend, bestrafen ihren Partner, oder reagieren bewusst über-empfindlich. Das ist natürlich ziemlich einseitig, aber durchaus unterhaltsam – und schließlich kann man Pärchen nicht vorschreiben, wie sie sich zu streiten haben, richtig?
Doch es gibt dabei ein Problem. Denn die Fiktion im TV beeinflusst messbar auch das Streitverhalten von Paaren auf der Couch im Wohnzimmer, wie ein US-Forscherteam um Rhea David von der Governors State University im Bundesstaat Illinois herausfand.
Männer übernehmen eher Streitverhalten
Die Wissenschaftler berichten in “Communication Studies”, dass vor allem Männer, Menschen mit höherer Gewaltbereitschaft und jene, die weniger zufrieden mit ihrer Beziehung sind, tendenziell das Streitverhalten von Seriencharakteren übernehmen. Die Forscher hatten dazu Versuchsteilnehmer zwischen 17 und 43 Jahren rekrutiert und diese zu ihrem Konsum von Serien befragt.
Zwar spielte es für die Übernahmen von Streitverhalten – speziell für kontrollierendes Verhalten eines Partners – eine Rolle, wie häufig die Serien geschaut wurden und für wie realistisch sie gehalten wurden; doch ein bisschen übernommen wurde immer.
Der Grund: Verhalten übernimmt man automatisch, wenn man es häufig sieht. Diese Form des Lernens ist unbewusst – und kann eben auch von Nachteil sein.
Manipulierte Gehirne, denn Sie wissen nicht, was Sie glotzen!
Hoher TV-Konsum fördert laut Studie unsoziales Verhalten
Wissenschaftler haben einen Zusammenhang zwischen dem Fernsehkonsum in der Kindheit und der kriminellen Neigung im Erwachsenenalter nachgewiesen. Der neuseeländischen Studie zufolge werden Menschen unsozialer, wenn sie als Kinder übermäßig viel Fernsehen geguckt haben.
Wer als Kind viel fernsieht, läuft einer neuseeländischen Langzeitstudie zufolge stärker Gefahr als weniger Fernseh-affine Altersgenossen, als Heranwachsender kriminell zu werden. “Die Wahrscheinlichkeit, bis zum jungen Erwachsenenalter verurteilt zu werden, steigt mit jeder Stunde, die ein Kind an einem normalen Wochenabend vor dem Fern-seher verbringt, um jeweils 30 Prozent”, heißt es in der Studie, die in dieser Woche im US-Magazin “Pediatrics” veröffentlicht wurde. Exzessiver Fernsehkonsum im Kindesalter führt demnach zu unsozialem Verhalten.
Die Debatte über die Auswirkungen des Fernsehens auf Kinder ist nicht neu, und so begannen die Wissenschaftler der Universität von Otago bereits Ende der 70er Jahre, den TV-Konsum von eintausend Kindern zu analysieren. Die Kinder der Jahrgänge 1972 und 1973 wurden ab dem fünften Lebensjahr zehn Jahre lang bei ihren Fernsehgewohnheiten beobachtet.
Andere Faktoren wie Intelligenz und sozialer Status wurden berücksichtigt
Sobald die Studienteilnehmer das 26. Lebensjahr erreichten, werteten die Wissen-schaftler ihren weiteren Werdegang aus. Die schiere Datenmenge und hohe Kosten haben nach Angaben der Universität die Aufbereitung der Studie verzögert.
Der Zusammenhang zwischen den Fernsehgewohnheiten und dem späteren Lebensweg sei sehr stark, schreiben die Autoren der Studie. Demnach bleibt er auch dann statistisch signifikant, wenn andere Faktoren wie Intelligenz, sozialer Status und die Art und Weise der elterlichen Aufsicht miteinbezogen werden. “Unsere Ergebnisse führen zu dem Schluss, das weniger Fernsehen bei Kindern die Wahrscheinlichkeit späteren unsozialen Verhaltens reduziert”, schreibt einer der Autoren, Bob Hancox.
Inhalt des TV-Programms ist nicht allein verantwortlich
Der Studie zufolge ist nicht allein der Inhalt des Fernsehprogramms verantwortlich für das spätere Verhalten der Heranwachsenden – auch wenn sie nicht ausschlossen, dass Kinder bestimmte Verhaltensweisen aus TV-Sendungen übernehmen. Prägend sei jedoch vor allem die Vereinsamung des Kindes vor dem Fernseher: “Diese Mechanismen könnten einen geringeren Austausch mit Gleichaltrigen und Verwandten, schwächere Leistungen in der Schule und das Risiko der Arbeitslosigkeit fördern”, schreiben die Wissenschaftler.
Die Daten der Studie stammen aus einer Zeit, in der Computer und Spielkonsolen noch nicht in die Kinderzimmer vorgedrungen waren. Die Auswirkungen der Heim-PC’s auf Heranwachsende seien angesichts der vielen Gewaltspiele wohl “noch schlimmer” als Fernsehen, sagte Hancox dem Radiosender New Zealand.
Quellen: PRAVDA TV/PA/AFP/derwesten.de/WeltOnline vom 02.01.2014