WENN ALTE FRAUEN LACHEN
Eine der unwitzigsten Komödiantinnen der deutschen Comedian-Szene ist Gerburg Jahnke. Egal ob Mann oder Frau, über ihre Gags kann nur jemand lachen, der den politisch korrekten Stock im Arsch inne hat und wie ein von Latzhosen-Emanzen aus den 80er Jahren dressierter Affe auf jedes Stichwort zur Lächerlichmachung insbesondere des alten Mannes losprusten darf. Eine 60-jährige Frau mit weißen Haaren und faltigem Gesicht, die vorher vom Visagisten zur Grande Dame aufgehübscht worden ist, steht auf der Bühne und sagt unter Zuhilfenahme von allerlei Scheibenfischer-Gesten vorm Gesicht und angeekelten Bah!-Lauten:
"Bei uns ist ja zu Hause der Mann, der … Bei mir in derselben Wohnung … Der hat sich einen Abend nach Weihnachten, also nach Heiligabend vor dem Spiegel gestellt. Das war's dann mit der guten Stimmung …"Ein Brüller! Und zugleich das einzige Thema, welches die offenkundig selber von Horden von Rasierwasser-Dressman begehrte Omi im Repertoire hat. Jaja, der häßliche, doofe Mann, der sich mit Wampe und Herrentitten noch im Großvater-Alter für die Krone der Schöpfung hält und über den sich die unverändert in der Gußform einer 17-jährigen befindliche, weise alte Dame nur ausschütten kann vor Gegacker. Vermutlich steht die Witzfigur auch noch auf junge Frauen, die allerdings auch nur Spott und Hohn verdienen, weil sie, nun ja, halt noch jung und knusprig sind.
"Männer machen das normalerweise, wenn sie 20, 25 sind, dann gucken sie einmal in den Spiegel. Dann finden sie das toll. Und mit diesem Bild gehen sie, bis sie 60 sind."
So arbeitet es in einem alten Frauenkopf, der in den letzten vierzig Jahren mit Klischees, wohltemperiertem Männerhaß und grundloser Überheblichkeit des Frauseins gefüllt wurde. Das Klischee ist natürlich der Nährboden der Komik, bloß funktioniert die Masche nicht, wenn der Komiker selbst ein Klischee ist. Nämlich das der in die Jahre gekommenen gehässigen Alten, die es nicht verwinden kann, daß beim lustigen Geschlechterspiel das einzige Kapital der Frau ihre jugendliche Attraktivität ist, und es dem Mann deshalb seine zahlreichen alternativen Schachzüge diesbezüglich neidet. Zwischendurch läßt sie aus dem Publikum reife Männer aufstehen, und alle dürfen die dann auslachen. Ach, tut das gut! Man stelle sich vor, das Gleiche würde Gerburg mit alten Frauen tun. Ein Berufsverbot wäre ihr sicher.
Schon in früheren Jahren im Frauenkabarettduo "Missfits" mit ihrer Partnerin Stephanie Überall pflegte Gerburg Jahnke eine absonderliche Art von Humor. Die beiden stellten ein Freundinnenpaar dar, die wohl eine Entsprechung zu weiblichen Spießerinnen sein sollten. Allerdings aus den 50ziger Jahren, die so niemand mehr kannte. Es war stets ein um sich selbst drehender Witz ohne Bezug zur Realität, die Verarschung einer Behauptung, die in Wahrheit niemand mehr behauptete. Die Zuschauer lachten nicht über wirkliche Spießer, die schon damals vollends vergrünisiert, gutgemenschlicht und sexuell und familiär durcheinander lebten, sondern über eine längst ausgestorbene Lebensart und Geisteshaltung. Man lachte über Oma und Opa in ihren jungen Jahren, welche man aus alten Heinz-Erhardt-Filmen zu kennen glaubte.
Geblieben ist davon ein säuerliches Angeekeltsein vor einem eingebildeten Männertypus, der Gerburg nur notdürftig als Witz zu verpacken vermag:
"Männer, die sich noch nicht aufgegeben haben. Aber die beim Laufen so aussehen."Im Publikum sitzen auffällig viele ältere Frauen mit allen ihrem Alter entsprechenden ästhetischen Attributen. Worüber lachen sie? Welchen Mann haben sie gewöhnlich zu ihrer Seite, falls sie überhaupt einen Mann ihr eigen nennen? Und ist ein Publikum voller älterer Männer denkbar, die sich über die Witze eines 60 Jahre alten Komikers über Cellulite, erschlaffte Brüste, Brauereigaulärsche und weibliche Faltenfratzen kaputtlachen? Und die aller wichtigste Frage: Würde die ARD solch eine Veranstaltung überhaupt ausstrahlen?
Weil Gerburg Jahnke jedoch mit ihren Männerfrotzeleien offenbar so erfolgreich ist, hat ihr die ARD eine eigene Sendung namens "Ladies Night" gegeben, in der ausschließlich gleichgesinnte Komikerinnen auftreten. Eine von ihnen schafft es sogar die islamische Gewalt zum ärgerlichen Lausbubenstreich von abenteuerlustigen jungen Männern zu drehen. Zudem war das bei uns noch unlängst, also vor tausend Jahren auch nicht anders, meint sie, was implizieren soll, daß wir auf ein Happy End noch tausend Jahre warten sollten.
Die unlustigste Figur in der Show ist jedoch eine dicke Frau namens Anny Hartmann:
"Dieses Bäuchlein wird Ihnen präsentiert von Marzipankartoffeln."Haha, ich schmeiß mich weg! Ach so, das ist ja gar kein Witz. Die Künstlerin, von der man sich ernsthaft fragt, wo sie ihre Kunst außer bei Gewerkschaftstagungen und auf Parteitagen der Grünen darbietet, weil sie selbst beim Abfeuern ihrer fulminanten Gags wie eine humorbefreite, unscheinbare Öko-Tante wirkt und auch dementsprechend gekleidet ist, schafft etwas, was man für unmöglich gehalten hatte. Sie gibt die launige Rede einer Abgeordneten der Grünen oder Linken im Bundestag als Comedy aus. Die Rede ist von der Frauenquote, der ultrakonservativen CSU, von bösen Männern in der Wirtschaft, die nur dazu erfunden wurde, damit Männer unter sich bleiben können, und für die musterbeispielhaft tatsächlich Strauss-Kahn stehen soll, weil gerne auf Schenkel geklopft wird, wenn man sich olle Wirtschaftsheinis im Puff vorstellt. Nur lustig ist das alles nicht, und lachen kann man über solche linke Gesinnungswitzeleien allein als eine Einverständniserklärung für die erwünschte politische Blutgruppe.
Am Ende der Show kommt frau wieder zu ihrem Lieblingsthema zurück, womit sich übrigens auch das Öko-Weibchen schon ausgiebig beschäftigt hat, nämlich daß alle Frauen, die nicht dick sind, als Hungerhaken zu bezeichnen sind, und eine andere Dicke singt: "Der Mond ist rund, ich bin es auch. Nein, ein Hungerhaken werde ich nicht, ich hab ein Vollmondgesicht." Na dann …
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