Eigentlich müsste der "Sheriff" schon längst im Irak für Ruhe und Ordnung sorgen, wären die Pläne des US-Militärs wahr geworden. Ihnen zufolge sollte das "Active Denial System" - auch "Projekt Sheriff" genannt - im Juli 2005 an die Truppen im umkämpften Zweistromland ausgeliefert werden. Doch erst jetzt hat das US-Militär erstmals eine funktionsfähige Version der Waffe vorgestellt, die nun spätestens 2010 zum Einsatz kommen soll.
Hinter dem harmlos klingenden Namen "Active Denial System" (ADS) verbirgt sich ein Waffensystem, das über eine flache Antenne gebündelte Mikrowellen aussendet. Menschen, die von den Strahlen getroffen werden, sollen brennende Schmerzen erleiden - als stünden sie in Flammen.
Zwei Soldaten und zehn Reporter durften das jetzt am eigenen Leib erfahren: Sie haben sich bei der Präsentation auf der Moody Air Force Base im US-Bundesstaat Georgia freiwillig als Ziele zur Verfügung gestellt. Einer der Journalisten berichtete anschließend von heftigen Schmerzen. Das Gefühl habe an einen Hitzestoß aus einem heißen Ofen erinnert. Er habe sofort Deckung gesucht - trotz mehrerer Schichten warmer Winterkleidung.
Nach Angaben des Pentagons erhitzen die Mikrowellen die Haut der Getroffenen auf 50 bis 55 Grad Celsius. Die Strahlung mit einer Frequenz von 95 Gigahertz dringe aber nur 0,4 Millimeter tief in die Haut ein, so dass keine Gefahr bleibender Schäden bestehe. Die Strahlung handelsüblicher Mikrowellenherde könne dagegen mehrere Zentimeter tief ins Gewebe eindringen.
Zwei Soldaten und zehn Reporter durften das jetzt am eigenen Leib erfahren: Sie haben sich bei der Präsentation auf der Moody Air Force Base im US-Bundesstaat Georgia freiwillig als Ziele zur Verfügung gestellt. Einer der Journalisten berichtete anschließend von heftigen Schmerzen. Das Gefühl habe an einen Hitzestoß aus einem heißen Ofen erinnert. Er habe sofort Deckung gesucht - trotz mehrerer Schichten warmer Winterkleidung.
Nach Angaben des Pentagons erhitzen die Mikrowellen die Haut der Getroffenen auf 50 bis 55 Grad Celsius. Die Strahlung mit einer Frequenz von 95 Gigahertz dringe aber nur 0,4 Millimeter tief in die Haut ein, so dass keine Gefahr bleibender Schäden bestehe. Die Strahlung handelsüblicher Mikrowellenherde könne dagegen mehrere Zentimeter tief ins Gewebe eindringen.
Kritiker warnen vor Augenschäden
Kritiker geben sich weit weniger sorgenfrei. Ihr Argument: Bei Massendemonstrationen könne es durchaus geschehen, dass Menschen nicht in der Lage sind, schnell aus dem Bereich des Strahls zu flüchten. In einem solchen Fall könne es nicht nur auf der Haut zu Verbrennungen kommen, auch die Augen könnten Schaden nehmen.
"Unter Hitzeeinwirkungen dehnen sich das Kammerwasser und der Glaskörper des Auges aus", sagte Olaf Strauß, Augenheilkundler an der Uniklinik Hamburg-Eppendorf, bei Bekanntwerden des "Projekts Sheriff" zu SPIEGEL ONLINE. Das Resultat seien die gleichen Symptome wie bei einem akuten Grünen Star: Der erhöhte Innendruck presst die Blutgefäße des Auges weg, schädigt den Sehnerv und kann zur Erblindung führen. "Bei einem akuten Glaukom sieht das Auge furchtbar aus", sagte Strauß.
Es sei zwar offen, ob die Mikrowellen tief ins Auge eindringen oder von der Hornhaut abgefangen werden. Doch auch dann bestehe die Gefahr einer Hornhauttrübung. "Die Hornhaut ist nur bei den richtigen Druckverhältnissen und einem bestimmten Wassergehalt transparent", so Strauß.
Vertreter der US-Armee verteilten dagegen bei der Waffenpräsentation Dokumente, denen zufolge mehr als 10.000 Menschen während der Tests den Mikrowellen ausgesetzt waren. Während der fortgeschrittenen Entwicklungsphase in den vergangenen fünf Jahren sei es zu keinen Verletzungen gekommen, die medizinischer Behandlung bedurft hätten. Offen blieb jedoch, ob Menschen auch längerer Zeit der schmerzhaften Strahlung ausgesetzt waren.
Mikrowellen statt Gewehrkugeln
Die Mikrowellen-Waffe ist hochmobil: Die Antenne kann schon auf relativ kleinen Fahrzeugen wie etwa dem Militär-Geländewagen "Humvee" montiert werden, der unter dem Namen "Hummer" auch als Pkw unterwegs ist. Bei der Vorstellung in Georgia waren die Mikrowellen auf mehr als 500 Meter Entfernung wirkungsvoll. Damit läge die Reichweite des ADS weit höher als die bisheriger nichttödlicher Waffen wie etwa Gummigeschossen. Die Entwicklungsfirma Raytheon nennt den Prototypen "Silent Guardian" ("Stiller Wächter") und hofft bei Verkäufen ins Ausland auf Milliardengewinne.
Obwohl es noch bis 2010 dauern könnte, ehe das "Active Denial System" einsatzbereit ist, hätten alle Truppengattungen des US-Militärs Interesse angemeldet, sagte Colonel Kirk Hymes, Direktor des Entwicklungsprogramms des Pentagons für nichttödliche Waffen.
"Das ist eine der Schlüsseltechnologien der Zukunft", so Hymes. Nichttödliche Waffen seien eine neue und wichtige Zwischenstufe im Instrumentarium der Gewalt. In Krisengebieten wie etwa im Irak könne die Mikrowellen-Kanone eine dringend benötigte Alternative zur bisherigen Vorgehensweise darstellen. Denn die bestehe darin, direkt vom Rufen zum Schießen ("shouting to shooting") überzugehen.
Quelle:
Kritiker geben sich weit weniger sorgenfrei. Ihr Argument: Bei Massendemonstrationen könne es durchaus geschehen, dass Menschen nicht in der Lage sind, schnell aus dem Bereich des Strahls zu flüchten. In einem solchen Fall könne es nicht nur auf der Haut zu Verbrennungen kommen, auch die Augen könnten Schaden nehmen.
"Unter Hitzeeinwirkungen dehnen sich das Kammerwasser und der Glaskörper des Auges aus", sagte Olaf Strauß, Augenheilkundler an der Uniklinik Hamburg-Eppendorf, bei Bekanntwerden des "Projekts Sheriff" zu SPIEGEL ONLINE. Das Resultat seien die gleichen Symptome wie bei einem akuten Grünen Star: Der erhöhte Innendruck presst die Blutgefäße des Auges weg, schädigt den Sehnerv und kann zur Erblindung führen. "Bei einem akuten Glaukom sieht das Auge furchtbar aus", sagte Strauß.
Es sei zwar offen, ob die Mikrowellen tief ins Auge eindringen oder von der Hornhaut abgefangen werden. Doch auch dann bestehe die Gefahr einer Hornhauttrübung. "Die Hornhaut ist nur bei den richtigen Druckverhältnissen und einem bestimmten Wassergehalt transparent", so Strauß.
Vertreter der US-Armee verteilten dagegen bei der Waffenpräsentation Dokumente, denen zufolge mehr als 10.000 Menschen während der Tests den Mikrowellen ausgesetzt waren. Während der fortgeschrittenen Entwicklungsphase in den vergangenen fünf Jahren sei es zu keinen Verletzungen gekommen, die medizinischer Behandlung bedurft hätten. Offen blieb jedoch, ob Menschen auch längerer Zeit der schmerzhaften Strahlung ausgesetzt waren.
Mikrowellen statt Gewehrkugeln
Die Mikrowellen-Waffe ist hochmobil: Die Antenne kann schon auf relativ kleinen Fahrzeugen wie etwa dem Militär-Geländewagen "Humvee" montiert werden, der unter dem Namen "Hummer" auch als Pkw unterwegs ist. Bei der Vorstellung in Georgia waren die Mikrowellen auf mehr als 500 Meter Entfernung wirkungsvoll. Damit läge die Reichweite des ADS weit höher als die bisheriger nichttödlicher Waffen wie etwa Gummigeschossen. Die Entwicklungsfirma Raytheon nennt den Prototypen "Silent Guardian" ("Stiller Wächter") und hofft bei Verkäufen ins Ausland auf Milliardengewinne.
Obwohl es noch bis 2010 dauern könnte, ehe das "Active Denial System" einsatzbereit ist, hätten alle Truppengattungen des US-Militärs Interesse angemeldet, sagte Colonel Kirk Hymes, Direktor des Entwicklungsprogramms des Pentagons für nichttödliche Waffen.
"Das ist eine der Schlüsseltechnologien der Zukunft", so Hymes. Nichttödliche Waffen seien eine neue und wichtige Zwischenstufe im Instrumentarium der Gewalt. In Krisengebieten wie etwa im Irak könne die Mikrowellen-Kanone eine dringend benötigte Alternative zur bisherigen Vorgehensweise darstellen. Denn die bestehe darin, direkt vom Rufen zum Schießen ("shouting to shooting") überzugehen.
Quelle: